Neue Streutechniken auf unseren Strassen
Bei den heutigen Streutechniken ist das gute alte Streusalz als solches nicht mehr zu erkennen. Man könnte eher sagen dass heute nicht mehr gestreut wird – es wird gesprüht! Diese neue Technik nennt man FS-100 Technik. Die 100 steht dabei für 100 Prozent Feuchtsalz, sogenannte Sole. Diese Sole ist gesättigtes Salzwasser und die Fachwelt nennt die neue, vierte Generation der Streutechnik auch Winterdienst 4.0.
In vielen Teilen des Landes wird heutzutage flächendeckend noch mit der sogenannten FS-30-Technik gearbeitet.
Zum herkömmlichen Trockensalz kommen hierbei 30 Gewichtsprozent Feuchtsalz hinzu. Die neue FS-100 Technik hat aber im Vergleich zu den herkömmlichen Verfahren aber viele Vorteile, welches auch das Bundesamt für Straßenwesen herausgefunden hat. Denn bei der neuen FS-100 Methode gibt es einen entscheidenden präventiven Faktor.
Präventive Streuung bringt deutlich bessere Wirkung
Die neue Technik zeigt eine deutlich bessere Wirkung bei einer präventiven Streuung. Die Bundesanstalt für Straßenwesen hat herausgefunden dass die Streuung mit FS-30 bereits nach einer Stunde 80 Prozent seiner Wirkung verliert. Die neue Methode behält selbst nach 22 Stunden immer noch 60 Prozent ihres Nutzens.
Wenn es also darum geht vorbeugend zu streuen, also gefrierende Nässe oder Reifglätte im Vorhinein zu verhindern ist das die beste Methode. Das hat folgenden Hintergrund: FS-100 Sole ist aufgrund des hohen Wasseranteils von 78 Prozent nur bei Temperaturen bis zu minus sechs Grad einsetzbar. Darum ersetzt die neue Technik auch nicht die alte – aber hat im präventiven Einsatz enorme Vorteile. Es wird weiter ein Nebeneinander beider Techniken geben.
Für die Tiefen- und Langzeitwirkung braucht man immer noch das feste Salzkorn. Einige Meistereien haben Ihre Fuhrparks bereit auf beide Techniken umgerüstet. Es entsteht ein Fahrzeug mit der Möglichkeit beide Techniken anzuwenden. Die Umrüstkosten amortisieren sich dabei recht schnell. Zur Zeit werden auf vielen Strecken Tests bezüglich dieser neuen Technik durchgeführt, um auch bei sich veränderten klimatischen Bedingungen neue Erkenntnisse zu gewinnen.
Das Feuchtsalz 30 (FS30)
Streumaschinen arbeiten heute in der Regel mit der Feuchtsalztechnologie. Dies bedeutet, dass unmittelbar vor der Ausbringung des Feststoffes, dieser mit einer Salzlösung angefeuchtet wird. Üblich ist das Mischungsverhältnis von 70 M.-% Salz und 30 M.-% Lösung (Feuchtsalz 30 oder FS30). Zurzeit werden auch andere Mischungsverhältnisse angewandt bzw. noch untersucht (FS50, FS70). Es gibt vereinzelte Streumaschinenhersteller die das Mischungsverhältnis dem jeweiligen Salzmassenzufluss variabel anpassen („adaptives“ Verfahren). Die Solekonzentration hängt von dem eingesetzten Chlorid ab.
In unseren Handbuch, welches im Seminar durchgearbeitet wird, finden Sie Grafiken in denen die optimalen Anwendungskonzentrationen in Abhängigkeit der Lösungsart aufgeführt wird.
Die wesentlichen Vorteile der Feuchtsalztechnologie gegenüber der Trockenstreuung sind, wie folgt, dargestellt:
- Streuverlust ist durch Verwehung geringer
- Salz bleibt besser auf der Fahrbahn haften
- längere Liegedauer
- einheitlicheres und besseres Streubild
- Salzeinsparung
Das Feuchtsalz 100 (FS100)
Umfangreiche Untersuchungen in den letzten Jahren zeigten, dass bei vorbeugenden Tausalzeinsätzen viel Tausalz von der Fahrbahn verdrängt wird, bevor es zur Wirkung kommt. im Durchschnitt waren bei den untersuchten Streueinsätzen eine Stunde nach der Ausbringung rund 80 % der ausgebrachten Salze verloren. Liegengeblieben und in Lösung gegangen ist insbesondere der Feinkornanteil des Feststoffes. Da lag die Überlegung nahe, gleich reine Tausalzlösungen einzusetzen. In skandinavischen Ländern ist die Nutzung von reinen Lösungen seit vielen Jahren üblich. Auch in der ehemaligen DDR wurde mit Magnesiumchlorid-Lösung gearbeitet und auch zufriedenstellende Ergebnisse erzielt. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen wurden, aufgrund der Wiedervereinigung, nicht weiter verfolgt. Heute kann abschließend festgehalten werden, dass die reine Tausalzlösung gegenüber der FS30- Technologie viele Vorteile aufweist:
- Taustoffverbrauch geringer als bei FS30
- Taustoffverluste wesentlich geringer als bei FS30
- Wesentlich längere Liegezeiten
- Liegezeiten unabhängig vom Fahrbahnbelag
- Einfluss der Verkehrsstärke (DtV) ist vernachlässigbar
in der reinen Soleausbringung sind erhebliche Potentiale enthalten, die sich unmittelbar auf die Gestaltung des Winterdienstes auswirken. Neben der Tatsache, dass man gegenüber der FS30 Technologie Salzeinsparungen vermerken kann, besteht ein immenses Potential in der Einsatzplanung. Hierbei kann man feststellen, dass die Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit in einer ganz anderen Dimension und Qualität wahrgenommen werden kann, als dieses mit der FS30 Technologie möglich wäre.
Neue Technik dem Autofahrer näherbringen
Vielen Mitarbeitern von Straßenmeistereien ist sehr daran gelegen unsere Autofahrer über die neue Technik aufzuklären. Sie sollen sich nicht wundern wenn aufgrund der vorbeugenden Einätze auch schon mal ein Streufahrzeug zu »ungewöhnlichen« Zeiten, wie mittags oder am Nachmittag unterwegs ist.
Oftmals wird bei der vorbeugenden Streuung auch gleich die Gegenfahrbahn mit besprüht. Dies geschieht mit einem starken Sprühstrahl, der die Verkehrsteilnehmer nicht erschrecken sollte. So können die Einsatzkräfte im Winterdienst im betsen Fall bereits Glätte verhindern bevor sie entsteht. Doch trotz aller guten Techniken kann man die Wetterlagen mit all Ihren physikalischen Grenzen nicht immer vorhersagen oder gar aufheben.
Eine richtige Bereifung und vorsichtiges Fahren ist da immer noch das Gebot der Stunde. Die neue Technik FS-100 wird weiterhin getestet. Die Ergebnisse werden analysiert und falls sich die Technik bewährt, könnten auch in den zukünftigen Wintern immer mehr »Sprühfahrzeuge« auf den Straßen der Republik unterwegs sein.
Das Feuchtsalz 50 (FS50)
Aufgrund der Tatsache, dass mit modernen Streumaschinen das Anfeuchtungsverhältnis relativ einfach variiert werden kann ist die Überlegung entstanden, den Feuchtsalzanteil zu erhöhen. Grund war, die positiven Effekte des erhöhten Soleanteils, insbesondere bei präventiver Streuung auszunutzen und gleichzeitig auf eine kostenintensive umstellung auf die Düsentechnik zu verzichten. In Österreich wurde dieses Verfahren intensiv forciert und ist mittlerweile zur Standardausbringung gereift. In Deutschland wurde daher im Jahre 2017/2018 ein Pilotprojekt auf den Weg gebracht, mit der Intention, diese Feuchtsalztechnik ebenfalls intensiv zu untersuchen und wissenschaftlich zu begleiten. Die Umsetzung wurde durch das Land Rheinland-Pfalz getätigt, wobei die federführende wissenschaftliche Betreuung durch die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), Bergisch-Gladbach ausgeübt wurde. nach den bisherigen erkenntnissen kann jedoch bestätigt werden, dass die Feuchtsalzausbringung mit einen Soleanteil von 50 % nicht uneingeschränkt empfohlen werden kann. Es zeigten sich Probleme, den erhöhten Soleanteil, sicher über die gesamte Fahrbahnbreite zu verteilen. Insbesondere bei Fahrbahnbreiten von > 6 m zeigten sich Defizite, die darin resultierten, dass bei diesen Streubreiten auf den äußersten Metern, die Sole keine ausreichende Benetzung vorweisen konnte. Man konnte beobachten, dass das Salz zum Teil trocken im Randbereich lag, was einer Trockenstreuung gleich kam. Bei geringen Breiten hingegen (≤ 6 m) konnte die Sole einigermaßen zuverlässig ausgebracht werden.
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